31 August 2006

Voraussetzungen für eine selbständige Traumdeutung

Die besten theoretischen Kenntnisse von der Traumdeutung nützen nur sehr wenig, wenn man morgens nicht mehr weiß, was man geträumt hat oder wichtige Details eines Traums vergessen hat. Deshalb ist das Training der Traumerinnerung und ein Traumtagebuch unabdingbare Voraussetzung für die Selbstanalyse.

Erleichtert wird sie durch die Fähigkeit, in tiefer Entspannung bildhafte Vorstellungen zu entwickeln. Außerdem ist es erforderlich, die Deutungen der Realitätskontrolle zu unterziehen und schematische oder banale Interpretationen auszuschließen. Erst wenn alle diese Grundbedingungen gegeben sind, kann man Träume mit hoher Zuverlässigkeit selbst richtig analysieren.

Training der Traumerinnerung


Manche Menschen sind gute Träumer, wie Freud sagte, und erinnern sich fast jeden Morgen daran, dass sie geträumt haben und können auch den Inhalt der Träume gut reproduzieren. Die meisten Menschen erinnern sich aber nicht regelmäßig jeden Tag an Träume und/ oder können sich auf den Inhalt nicht immer besinnen.


Rund 15% aller Männer und 5% aller Frauen geben sogar an, dass sie überhaupt nicht träumen, weil sie daran nach dem Erwachen keine Erinnerung mehr haben. (tatsächlich träumen aber alle gesunden Menschen jede Nacht, wie weiter vorne schon erklärt wurde.)


Die ungenügende oder gänzlich fehlende Erinnerung an Träume ist darauf zurückzuführen, dass sie sehr flüchtig sind, also rasch vergessen werden.

Weckt man Menschen im Experiment innerhalb von 8 Minuten nach einem Traum (erkennbar im EEG und an den beendeten typischen Augenbewegungen), erinnert sich nur noch ein Drittel an ihn.

Lässt man mehr als 8 Minuten Zeit verstreichen, ehe man die Versuchsperson aufweckt, sinkt die Erinnerungsquote sogar auf unter 5%. Das macht die Traumanalyse schwieriger, kann aber durch Training und bestimmte Techniken überwunden werden.

Freud erklärte das rasche Vergessen der Träume hauptsächlich aus inneren Widerständen gegen ihre Inhalte. Wenn man die Träume so schnell vergisst oder sich überhaupt nicht daran erinnert, geträumt zu haben, kann man sich auch nicht mit ihren Botschaften auseinandersetzen und erspart sich unangenehme Selbsteinsichten.

Inzwischen konnte auch der "Trick" des Unbewussten aufgeklärt werden, dass die Träume vergessen sind, wenn man völlig wach ist: Menschen, die nur selten oder nie etwas von ihren Träumen wissen, kommen morgens langsamer zu sich als jene, die ihre Träume akzeptieren und mit ihnen arbeiten wollen. In der Zeit, die bis zum völligen Wachzustand vergeht, können die Träume bei den vermeintlichen Nichtträumern bereits vergessen sein.

Daraus ergibt sich eine erste, grundlegende Voraussetzung für die gute Erinnerung an Träume:

Zunächst muss man die Tatsache akzeptieren, dass man träumt, auch wenn man nichts davon weiß. Diese Einsicht führt zu einer gewissen Neugier, die die Erinnerung an die Träume erleichtert. Außerdem muss man genügend zur Traumdeutung motiviert sein, also bestimmte, individuell unterschiedliche positive Erwartungen damit verbinden.

Bessere Selbsterkenntnis, leichtere Bewältigung des Alltags, innere Harmonie und Ruhe oder die Entwicklung der Kreativität gehören zu den wichtigsten Motiven.

Ausreichende Motivation, die man wohl bei jedem voraussetzen kann, der ein Buch wie dieses liest, genügt häufig schon, um die Traumerinnerung am Morgen ausreichend zu fördern. Wenn dann noch die tägliche Routine hinzukommt, wird man sich schließlich gewohnheitsmäßig fast jeden Morgen gut an einen oder mehrere Träume erinnern können.

Gefördert wird das noch durch die folgende Technik, die sich bei regelmäßiger Anwendung gut bewährt hat:

Man sollte sich jeden Morgen gleich nach dem Erwachen, noch ehe man vollständig zu sich gekommen ist, die Frage stellen: "Was habe ich heute Nacht geträumt?" Anfangs wird man sie wohl noch öfters vergessen, aber im Lauf der Zeit schleift sie sich so gut ein, dass man schließlich automatisch mit diesem ersten Gedanken erwacht. Auf diese Weise hält man Träume fest, bevor sie innerhalb der ersten 8 Minuten vielleicht schon in Vergessenheit geraten.

Wer sich morgens durch einen Wecker mit Kassettenteil wecken lässt, kann von Anfang an verhindern, dass er die Frage vergisst, indem er sie auf Band spricht und den Wecker so einstellt, dass die Kassette mit dem Wecken abgespielt wird.
Folgender Text hat sich als gut geeignet erwiesen: "Was habe ich heute Nacht geträumt?" - Kurze Pause. "Vor meinem inneren Auge entstehen Bilder, in denen ich meine Träume erkenne. Ich halte diese Bilder in meiner Erinnerung fest.

Sie können nicht vergessen werden, bis ich die Botschaft verstanden habe." Dieser Text wird dreimal hintereinander auf das Band gesprochen und fördert die Traumerinnerung ausgezeichnet.

Eine weitere Möglichkeit, sich an Träume zu erinnern, steht dem offen, der autogenes Training oder eine andere Entspannungs- und Autosuggestionstechnik beherrscht. Dabei kann man sich so beeinflussen, dass man die Träume nach dem Erwachen ebenfalls in Erinnerung behält.

Bei jeder Entspannungsübung, die man normalerweise morgens und abends durchführt, stellt man sich nach völliger Entspannung ungefähr 30mal im Geist ganz intensiv vor, dass man sich an die Träume erinnern wird.

Hilfreich ist dabei zum Beispiel der folgende Satz: "Ich träume jede Nacht erinnere mich an alles, sobald ich erwacht." Man muss diese Formulierung nicht genau übernehmen, aber so ähnlich sollte sie sein. Der erste Teil der Formel trägt dazu bei, innere Widerstände gegen die Träume zu überwinden, indem man sich verdeutlicht, dass man immer träumt; der zweite Teil sorgt für die bessere Erinnerung am Morgen.

Manchmal genügen schon wenige Übungen, um die Traumerinnerung deutlich zu verbessern, unter Umständen muss man aber auch wochenlang üben, wenn zum Beispiel stärkere innere Widerstände zu überwinden sind.

Die folgende Technik zur Verbesserung der Traumerinnerung geht von der Tatsache aus, dass die Träume am schnellsten vergessen werden, wenn man nach dem Erwachen noch einige Minuten im Halbschlaf im Bett liegt.

Das verhindert man wie folgt:

Der Wecker wird so gestellt, dass er einige Minuten vor der Zeit rasselt, zu der man gewöhnlich aufsteht. Man erwacht voraussichtlich gerade aus der letzten Traumschlafphase und kann sich zumindest an die letzten Träume noch besser erinnern. Um zu verhindern, dass die Erinnerung gleich wieder vergessen wird, muss man sich aber sofort aus dem Bett erheben, nachdem der Wecker den Schlaf unterbrochen hat.

Daran gewöhnt man sich bald. Damit man im Halbschlaf nicht doch automatisch den Wecker abstellt und noch ein wenig döst, stellt man ihn außer Reichweite; man kann dann nicht weiterschlafen oder müsste zumindest aufstehen, um den Wecker abzuschalten, und wird dadurch vollends wach.

Natürlich ist es auch möglich, ja sogar empfehlenswert, die hier genannten Techniken zur besseren Traumerinnerung miteinander zu kombinieren. Man kann zum Beispiel durch Autosuggestion in tiefer Entspannung die Erinnerung "Vorprogrammieren", morgens dann mit dem Weckerrasseln sofort aufstehen und vom Band die Frage nach den Träumen abspielen lassen.

Das alles kostet nicht viel Zeit und hilft zuverlässiger, vor allem bei stärkeren Widerständen, als eine einzelne Technik.

Wenn sich die Traumerinnerung trotz allem im Lauf der Zeit, nicht so deutlich bessert, dass man regelmäßig mit den Träumen arbeiten kann, liegt das vielleicht an zu starken inneren Widerständen. Dann kann meist nur der Therapeut helfen, indem er die Ursachen der Widerstände analysiert. Man muss aber auch prüfen, ob man den Traumschlaf vielleicht be- oder verhindert.

Insbesondere Alkoholika und Schlafmittel mit Barbituraten stören die Träume erheblich. Darauf muss man weitgehend verzichten, wenn man die Träume regelmäßig analysieren will. Bestehende Schlafstörungen müssen auf Dauer durch andere Hilfen beseitigt werden, vor allem durch Entspannungstherapie, bei körperlichen Ursachen auch durch ärztlich verordnete, gezielt wirksame Arzneimittel. Alkohol ist nie eine Schlafhilfe.

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