31 August 2006

Leichtere psychische Störungen mit der Traumdeutung selbst verarbeiten

Die Traumdeutung gehört zu den wichtigen Techniken bei verschiedenen Formen der Psychotherapie, insbesondere bei der Freudschen Psychoanalyse.

Sie bringt die verdrängten Frustrationen, Konflikte und anderen Probleme zum Vorschein, die das Seelenleben stören, damit sie nachträglich verarbeitet werden und nicht mehr negativ beeinflussen.

Das ist meist eine langwierige Arbeit, die komplexe Lernvorgänge in Gang setzt. Häufig müssen dabei auch erhebliche innere Widerstände gegen die Bewusstmachung der verdrängten seelischen Inhalte überwunden werden, weil man den damit verbundenen Schmerz furchtet oder sich gar schämt.

Bei allen ernsteren psychischen Störungen kann diese Arbeit nur mit Hilfe des fachkundigen Therapeuten gelingen. Er wird nicht nur zur richtigen Deutung der Träume anleiten, sondern vor allem auch die Widerstände analysieren, die dadurch schließlich überwunden werden können.


Gegen eine solche Therapie bestehen heute bei uns immer noch erhebliche Vorbehalte. Es gilt vielen Menschen als Makel und persönliches Versagen, wenn sie mit ihrem Leben nicht mehr selbst fertig werden und zur Bewältigung ihrer Probleme einen Psychotherapeuten zuziehen sollen.

Das verhindert häufig eine frühzeitige Behandlung, kann sogar dazu fuhren, dass man auch durch lange Therapie keine vollständige Heilung mehr erzielt, weil sich bestimmte Gewohnheiten, Gefühle, Einstellungen und Erwartungen zu tief festgesetzt haben.


Dabei sollte es eigentlich ebenso selbstverständlich sein, bei psychischen Problemen den Therapeuten aufzusuchen, wie man bei körperlichen Krankheiten zum Arzt geht. Bis dies jedoch allgemein üblich ist, wird sicher noch einige Zeit vergehen und viel Aufklärungsarbeit gegen die verbreiteten Vorurteile zu leisten sein.

Einfachere psychische Störungen, die man eher als belästigend denn als Krankheit empfindet, bedürfen in der Regel keiner fachlichen Therapie, damit wird man meist selbst fertig. Es wird geschätzt, dass rund 90% aller Menschen zwischendurch oder dauernd an solchen Problemen leiden. Sie könnten schon deshalb nicht alle psychotherapeutisch behandelt werden, weil es dazu viel zu wenig Fachleute gibt.

Manche nehmen Arzneimittel (Psychopharmaka) ein, um ihre psychischen Schwierigkeiten zu unterdrücken. Wenn das nur gelegentlich einmal bei einer akuten psychischen Krise vorkommt, bestehen keine grundsätzlichen Bedenken dagegen, sich auf diese Weise über die Probleme hinwegzusetzen. Die psychische Entlastung, die durch das Arzneimittel erreicht wird, kann dafür sorgen, dass die Selbstheilungskräfte der Psyche wieder einsetzen und die Krise rasch überwinden.

Problematisch wird es erst, wenn man häufiger oder dauernd solche Mittel einnimmt. Das zeigt an, dass die seelischen Schwierigkeiten fortbestehen, obwohl man Psychopharmaka anwendet. Schlimmstenfalls endet die regelmäßige Einnahme mit der Sucht nach dem Medikament, unter der heute schon rund 600 000 Bundesbürger leiden.

Die Selbstanalyse der Träume kann mit dazu beitragen, leichtere psychische Störungen aus eigener Kraft zu überwinden. Man erfährt dabei, welche verdrängten Ursachen dahinter stehen und erkennt oft auch gleich, wie man aus der Krise wieder herausfinden kann. Da diese Trauminformationen aus dem Unbewussten stammen, das auch für die psychische Störung verantwortlich ist, sind sie sehr zuverlässig.

Häufig werden sie von der Traumzensur stark verzerrt und lassen sich deshalb nur schwer entschlüsseln. Aber wenn man sie erst einmal richtig verstanden und befolgt hat, kann man die Krise dadurch oft rasch überwinden. Allein schon mit der Einsicht in die Ursachen verlieren diese erheblich an Einfluss.

Kompliziert wird die Selbsthilfe durch die inneren Widerstände gegen die Traumanalyse. Wenn es sich wirklich nur um eine einfache psychische Störung handelt, sind sie jedoch nicht stark genug, um die Traumdeutung auf Dauer zu verhindern.

Gelingt es nicht, gegen die Widerstände anzukommen, muss man doch den Therapeuten aufsuchen, aus eigener Kraft kommt man dann meist nicht weiter. Die Analyse der Widerstände, die erst die Traumdeutung wieder zulässt, gelingt in solchen Fällen nur dem Fachmann.

Neben der Traumdeutung umfasst die Selbsthilfe bei einfachen psychischen Störungen noch andere therapeutische Maßnahmen. Vor allem Meditations- und Entspannungsübungen mit positiver Autosuggestion haben sich gut bewährt.


Diese Techniken erlernt man am besten in einem Kurs unter fachlicher Anleitung und übt sie dann ständig, damit man sie bei einer akuten seelischen Krise auch ganz korrekt einsetzen kann.

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