03 August 2006

Deine Schuld und Sühne

Wenn Sie aufhören, sich schuldig zu fühlen, kann niemand mehr von Ihrer Sühne profitieren

Schuld und Sühne ist Ihnen bewusst, welchen selbstzerrstörerischen Einfluss diese verhängnisvolle Kombination auf Sie haben kann? Wann immer Sie sich für etwas schuldig fühlen, das Sie getan haben, werden Sie zum leichten Opfer für Leute, die von Ihrer Sühne profitieren.

Der Nährboden für unsere Schuldgefühle sind die längst unüberschaubar gewordene Fülle von Geboten und Verboten, die uns von Kindheit an anerzogen werden. Unser ganzes Leben wird von der autoritären Unterdrückungsbotschaft begleitet: "Das darfst du nicht!"


Wir begegnen ihr daheim, am Arbeitsplatz, an jeder Straßenkreuzung und in den Medien, wo uns selbstgefällige Weltverbesserer immer neue Schuldgefühle einreden wollen:

Wir sollen uns schuldig fühlen, weil es uns besser geht als anderen
Wir sollen uns schuldig fühlen, wenn wir Tiere nicht genauso behandeln wie Menschen.
Wir sollen uns schuldig fohlen, wenn wir unsere Nächsten nicht mehr lieben als uns selbst.
Wir sollen uns schuldig fühlen, wenn wir nachts auf der Autobahn schneller fahren, als es erlaubt ist, obwohl weit und breit kein anderes Fahrzeug sichtbar ist.


Schuldgefühle sind das unsichtbare, in unser Denken eingepflanzte Lenkungsinstrument zum Nutzen jener, die sie uns beibringen. Hausfrauen sollen sich schuldig fühlen, wenn sie nicht das Mittel kaufen, das die Wäsche wirklich weiß macht und das Geschirr garantiert sauber spült.


Die Besitzer von Hunden und Katzen, die ihren Lieblingen nur Überreste ihrer Mahlzeiten füttern, sollen sich schuldig fühlen, wenn sie sehen, wie liebevolle Tierfreunde in der Fernsehwerbung ihre Lieblinge nur mit dem Besten vom Besten aus der gekauften Dose verwöhnen.

So wie jeder Gedanke und jede Idee nach Verwirklichung verlangt - so ist es uns anerzogen worden - verlangt jede Schuld nach Sühne. Ein Leben lang begleitet uns die massive Drohung: "Wenn du nicht tust, was von dir erwartet wird, wirst du bestraft."


Diese Formel ist uns so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass Schuldgefühle uns auch dann nicht verlassen, wenn man uns bei einer verbotenen Handlung nicht erwischt.

Das "Gewissen" in uns selbst treibt uns zur selbst auferlegten Sühne. Natürlich funktioniert dieses manipulative Instrument der Erziehung nur so lange, wie wir uns den Geboten und Verboten unserer Lebenstrainer willenlos unterwerfen.


Sie treten - wenigstens teilweise - außer Kraft, wenn wir damit beginnen, uns selbst nach eigenen, individuellen Maßstäben zu selbstdenkenden mündigen, selbstverantwortlichen Bürgern zu erziehen.

Wer sich für sein Denken, Fühlen, Glauben und Handeln selbst verantwortlich fühlt - das wissen wir ja längst -, braucht niemanden mehr, der ihn bevormundet und auf dem Umweg von Schuldgefühlen für seine Interessen missbraucht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen