28 August 2006

Selbstanalyse, gibt eine Gerechtigkeit im Leben?

Es gibt keine Gerechtigkeit, oder sind Sie anderer Meinung? Wenn ein Gericht ein "gerechtes Urteil" fällt, ist das schon Gerechtigkeit?

Und welche Faktoren bestimmen darüber?

Der Staatsanwalt ist nicht dazu da, um Gerechtigkeit zu fordern, sondern Anklage zu erheben.

Der Richter ist dazu da, Gesetze zu wahren, die nicht zum Wohle einzelner Menschen, sondern vorgeblich zum Schutz der Allgemeinheit gemacht wurden.

Urteile sollen abschrecken und die Allgemeinheit davor warnen, die Gesetze zu übertreten.


Rechtsanwälte werden dafür bezahlt, die Interessen ihrer Kunden zu wahren, aber nicht die Gerechtigkeit.

Urteile werden auf Grund von Beweisen gefällt oder auf Grund von Indizien, die glaubwürdig erscheinen.

Geschworene stehen unter dem Zwang, ein Urteil fällen zu müssen, auch wenn Sie nur die Hälfte von dem verstanden haben, worüber sie urteilen sollen. Das sind die Faktoren, aus denen "gerechte Urteile" entstehen.


Worin also besteht die Gerechtigkeit Ihrer ganz persönlichen Meinung nach? Die Frage stellen Sie sich vielleicht gar nicht, solange Sie nicht verurteilt oder freigesprochen wurden. Aber werden wir das nicht auf irgendeine Weise an jedem Tag?

Lehrer beurteilen Schüler, Eltern ihre Kinder, Chefs die Untergebenen. Jede dritte Ehe wird vor einem Scheidungsrichter getrennt, und nicht selten widerfährt jenem Partner die gewünschte Gerechtigkeit, der sich den geschickteren Rechtsanwalt leisten kann.

Gerechtigkeit, so scheint es, ist ein Rettungsring, an den wir uns klammern, wenn wir uns außerstande fühlen, aus eigener Kraft das rettende Ufer zu erreichen. Wenn Sie sich nicht darauf verlassen wollen, bleibt es Ihnen nicht erspart, rechtzeitig Selbstanalyse zu betreiben und schwimmen zu lernen.

Und wie lernt man schwimmen? Ganz einfach dadurch, dass Sie aufhören zu hoffen, dass Ihnen Gerechtigkeit widerfährt. Denn es gibt sie nicht. Wer bei Gericht freigesprochen wird, benutzt dies als Rechtfertigung dafür, im Recht zu sein, auch wenn er schuldig ist. Wer verurteilt wird, benutzt dies nicht selten als Rechtfertigung für sein Selbstbedauern: "Ich fühle mich im Recht, aber niemand gibt es mir.

Ist es ein Wunder, wenn ich verzweifelt bin?" Gerechtigkeit zu erwarten bedeutet ganz offensichtlich nichts anderes, als das Urteil über unsere eigenen Versäumnisse von anderen zu erwarten und zu hoffen, dass es zu unseren Gunsten ausfällt. Unser Leben aus eigener Kraft zu gestalten bedeutet, uns selbst nach den Maßstäben zu beurteilen, die unser Glück bestimmen.

Wenn Sie selbst alles Ihnen Mögliche dazu beitragen, eine glückliche Ehe zu führen, vermindern Sie die Wahrscheinlichkeit erheblich, auf das gerechte Urteil eines Scheidungsrichters hoffen zu müssen. Meinen Sie nicht auch?

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