20 August 2006

Aktie Sport oder wenn andere siegen

Ein kleiner Sieg, den Sie selbst erringen, ist tausendmal mehr wert, als jede Freude über den Sieg eines großen Helden

Die Projektion unserer Sehnsüchte und unserer Verantwortung, das ist ein weiteres Hindernis, das unserem Glück im Wege steht. Hunderttausende feiern den Sieg der Nationalmannschaft und betrinken sich vor Glück über das entscheidende Tor eines Helden auf dem Fußballrasen.


Als Ersatz für das Versagen beim täglichen Match um das eigene Glück.

Natürlich ist es ein wunderbares Gefühl, sich gemeinsam mit anderen oder über andere freuen zu können. Wann aber wird diese Freude zum Ersatz für das eigene Versagen?

Wer sich auf das lebenslange Spiel um das eigene Glück einlässt, kann sich nicht mit der Rolle des Zuschauers zufrieden geben. Er ist sein eigener Hauptdarsteller. Er läuft selbst täglich auf das Spielfeld des Lebens und schießt Tore, oder auch nicht. Er jubelt und leidet über und mit sich selbst. Alles das ist Bestandteil seines Glücks. Auch die Niederlagen. Er braucht sie ja, um aus den Fehlern lernen zu können.

Projektion, das ist ein Begriff, den Sie im Auge behalten sollten, wenn Sie bereit sind, Ihr Leben selbst zu gestalten. Nach Ersatz für Ihr eigenes Glück zu suchen, ist zu wenig. Zu wenig? Nein, es ist gar nichts. Denn es gibt keinen Ersatz für das eigene Glücklichsein, wie es auch kein "bisschen Glück" gibt.

Wer sich nicht "das Glück" zum Ziel setzt, sondern mit einem kleinen Stück davon zufrieden ist, verhält sich so wie viele Menschen, die mit einem Minimum an Leistung ein Maximum an Geld verdienen möchten. Vorausgesetzt natürlich, der Besitz von möglichst viel Geld ist das höchste Ziel, das sie in ihrem Leben erreichen wollen.

Die Bewusstmachung des eigenen Projektionsverhaltens ist deshalb so wichtig, weil die Versuchung zur Ersatzbefriedigung so allgegenwärtig ist. Sie lockt von Plakatwänden und Fernsehschirmen. Sie setzt Maßstäbe und Vorbilder und begegnet uns als Verlockung auf Schritt und Tritt.

Die Versuchung gehört zur Strategie jedes Werbens, in der Form von qualitativer und quantitativer Manipulation:


Qualitativ: Wir sollen uns mit den großen Helden identifizieren und das tun und kaufen, was sie auch tun und propagieren. Wir sollen die Schuhe kaufen, die sie tragen, und in die Kinos strömen, in denen sie ihre Siege erringen, damit wir mit ihnen wenigstens ersatzweise glücklich sind.

Quantitativ: Es wird uns unermüdlich eingehämmert, wie viele Millionen Menschen das richtige Produkt oder den einzig richtigen Glauben besitzen und damit glücklich sind, bis wir Schuldgefühle entwickeln, weil wir nicht dazugehören.


Wer sein Leben und sein Glück selbst gestaltet, braucht weder ein Vorbild für sein Glück, noch braucht er die Maßstäbe, die für Millionen andere gelten. Er besitzt seine eigenen Maßstäbe und lebt nach den Vorstellungen seines persönlichen Glücks.

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