18 August 2006

Selbstanalyse, Mit der richtigen Kommunikation zum Glück

Halten Sie Ihre Zunge im Zaum

Höflichkeit kostet nichts, aber mit Höflichkeit lässt sich alles erreichen

LADY MARY WORTLEY MONTAGU

Wir alle sind der Meinung, unsere Mitmenschen wollten unbedingt unsere Meinung hören. Doch dem ist nicht so. Selbst unsere gut gemeinten und wertvollen Ratschläge sind längst nicht immer erwünscht. Also, fragen Sie den anderen erst, ob er Ihre Meinung hören möchte.


Nehmen wir einmal folgendes Beispiel: Sie essen mit einem Freund zu Abend und er erzählt Ihnen von seinem Problem mit seinem Chef.

Sie haben ihm aufmerksam zugehört und sich ein Bild von dem Problem gemacht. Am besten lassen Sie ihn erst einmal ausreden und warten ab, bis er Sie um Rat fragt. Sie können ihn auch fragen, ob er Wert auf Ihre Meinung legt:

"Hmm, ich hätte da eine Idee. Möchtest du sie hören?" Oder: "Möchtest du wissen, was ich in dieser Situation unternehmen würde?" Oder "Darf ich dir einen Rat geben?" Fragen Sie immer nach, ob Ihr Rat erwünscht ist, das ist ein Gebot der Höflichkeit. Vielleicht ist der andere ja auch schon damit zufrieden, dass er Ihnen sein Herz ausschütten konnte.

Claudia, eine fünfundvierzigjährige Angestellte in führender Position, war die Älteste von sieben Geschwistern. Sie konnte gar nicht anders: Immer wieder gab sie Freunden, Bekannten, Kollegen, Verwandten und sogar den Männern, mit denen sie ausging, unaufgefordert Ratschläge. Claudia war eine attraktive und sympathische Frau, doch bislang war es ihr noch nicht gelungen, den Mann fürs Leben zu finden.


Ich erklärte ihr, dass sie künftig ihre Kritik für sich behalten müsste und die für sie interessante Männer nicht weiter bevormunden sollte. Ich stellte ihr folgende Aufgabe: Immer wenn sie jemanden kritisierte, sollte sie einen kleinen Stein in eine Schüssel legen. Abends sollte sie dann die Steine zählen und die Anzahl in ihren Kalender eintragen.


An einem einzigen Tag sammelte sie vierunddreißig Steine. Als einer ihrer Verehrer sie nur noch anrief, wenn er ihren Rat brauchte, erkannte sie, dass sie eigentlich nichts anderes tat, als anderen Leuten Ratschläge zu erteilen.

Das gab ihr die Motivation, um ihr Verhalten zu ändern. Ich erklärte ihr, dass Ratschläge und Kritik nur dann angebracht sind, wenn jemand darum gebeten wird.


Claudia musste sich wieder und wieder auf die Zunge beißen, aber sie schaffte es. Die ersten, die die Veränderung bemerkten, waren ihre Geschwister. Sie waren positiv überrascht, denn zum Ersten Mal war Claudia nicht "die große Schwester", sondern eine Freundin.

Außerdem trifft sie sich mittlerweile mit einem äußerst sympathischen Mann, der sie gerne heiraten möchte.

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