30 August 2006

Kontrolle der Traumdeutung

Die Gefahren einer falschen Traumdeutung wurden bei der Selbsttäuschung schon ausführlich erklärt. Ganz ausschließen kann man das nie, auch wenn man über lange Erfahrungen verfugt. Kontrollen verringern auf alle Fälle die Gefahr der Selbsttäuschung.

Im Vordergrund steht zunächst das Gefühl, das sich nach der Deutung einstellt. Hat man die Traumbotschaft dabei richtig erfasst, reichen die Gefühlsreaktionen von stiller Zufriedenheit bis hin zu freudiger Erregung.

Dabei kommt es zunächst nicht darauf an, ob man durch die Deutung an schmerzliche Erfahrungen erinnert wurde. Das gute Gefühl stellt sich anfangs nur deshalb ein, weil man instinktiv spürt, dass der Traum richtig gedeutet wurde.


Der seelische Schmerz bei unangenehmen Einsichten kann gleichzeitig oder danach ebenfalls eintreten, lässt sich aber gut gegen die Überzeugung von der zutreffenden Deutung abgrenzen.

Auch falsche Traumdeutungen nimmt man fast immer instinktiv wahr. Als Reaktion darauf kann man Unzufriedenheit, innere Leere, Missmut, Skepsis gegenüber dem Wert der Traumanalyse oder ähnliche negative Gefühle erleben. Sie weisen praktisch immer darauf hin, dass etwas mit der Deutung nicht stimmt. Vielleicht hat man Symbole und Handlungen des Traums übersehen oder falsch interpretiert, vielleicht auch bei der Gesamtdeutung Fehler gemacht.

Dann muss man die Analyse nochmals Schritt für Schritt durchgehen, die Fehler erkennen und durch neue Assoziationen korrigieren, sofern man mit der Einsicht in die Fehler nicht gleich spontan auf die richtige Deutung kommt. Das fällt allerdings nicht immer leicht, denn wir alle neigen mehr oder minder ausgeprägt dazu, einmal gefasste Meinungen zu verteidigen.

Und selbst wenn man einsehen musste, dass sie falsch sind, wird man hinterher oft noch unmerklich davon beeinflusst. Das muss man sich bei der erneuten Analyse vergegenwärtigen und so gut wie möglich vermeiden lernen, damit man nicht mit der Deutung letztendlich unzufrieden ist.

Auf das gute oder schlechte Gefühl nach abgeschlossener Traumdeutung kann man sich fast immer verlassen. Um aber ganz sicher zu gehen, liest man die Analyse danach noch ein- oder mehrmals langsam durch, um zu prüfen, ob sie tatsächlich klar, einleuchtend und logisch ist.

Man kann sie auch mit einer vertrauten Person durchsprechen, denn Unbeteiligte können Schwächen und Fehler zum Teil leichter erkennen. Wenn die Deutung keine Fragen mehr offen lässt und keine inneren Widersprüche aufweist, trifft sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu.

Die letzte Kontrollmöglichkeit besteht darin, die Traumdeutung mit der Realität in Beziehung zu setzen, sich also zum Beispiel zu fragen: "Verhalte ich mich wirklich so, wie das aus der Traumdeutung zu erwarten ist?" Wenn man aus einem Traum den Rückschluss zieht, dass man unter starken Hemmungen leidet, sich im Alltag aber offensichtlich frei und ungezwungen bewegt, dann stimmt die Deutung in diesem Punkt vermutlich nicht.

Man muss aber auch berücksichtigen, dass vielleicht das Selbstbild so stark verzerrt ist, dass man sich über das gehemmte Verhalten selbst täuscht oder dass man im täglichen Leben nur sehr gut Rollen spielt, die Hemmungen verbergen.


Es fällt oft schwer, sich hierzu Klarheit zu verschaffen. Manchmal hilft wieder das Gespräch mit einer vertrauten Person über diese Fragen, denn andere nehmen auch verborgene Hemmungen und andere Eigenschaften oft instinktiv genau wahr. Steht die Deutung aber im Einklang mit der Realität, bekräftigt das zusätzlich, dass sie wirklich zutrifft.

Wenn alle diese Kontrollen zufriedenstellend ausgefallen sind, kann man beruhigt daran gehen, aus der Traumdeutung praktische Konsequenzen zu ziehen. Darin besteht ja der eigentliche Sinn der ganzen analytischen Arbeit.

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