01 Juli 2006

Sex, Gefühl und Partner (51)

Der Sinn einer Partnerschaft besteht darin, gemeinsam die Probleme besser zu lösen, als man sie allein lösen könnte

Kommen wir an dieser Stelle noch einmal auf das Argument zurück: Egoisten sind Leute, die auf Kosten anderer glücklich sein möchten. Oder die Empörung, wenn man jemandem offen gesteht: Ich liebe mich, und ich denke an mein eigenes Glück zuerst. Ist jemand, der so etwas sagt also ein bekennender Egoist, ein guter oder ein schlechter Partner?

Sie sollten sich mit dieser Frage ernsthaft auseinandersetzen, denn sie enthält zwei anerzogene Vorurteile. Erstens: Egoisten sind grundsätzlich schlecht. Zweitens: Es gäbe, ganz allgemein gesehen, gute und schlechte Partner.

Wenn Sie einen Partner wählen, ist es Ihre ganz persönliche Entscheidung. Wie allgemein von Außenstehenden darüber geurteilt wird, kann Sie nur beeinflussen, wenn Sie auf andere Leute mehr hören, als auf sich selbst. Jedes Vorurteil, das Sie einem Partner entgegenbringen, ist ein Hindernis für jede glückliche Partnerschaft.

Zu den Vorurteilen in der Beziehung zwischen Mann und Frau gehören traditionelle Rollenverteilungen wie: Der Mann verdient das Geld, die Frau versorgt Heim und Kinder. Oder: Die Kindererziehung ist Sache der Frau. Ein anderes Vorurteil ist natürlich auch die Hoffnung: Wir lieben uns, das ist die Hauptsache. Alles andere wird sich schon von selbst ergeben. Wahrscheinlich gibt es drei Beweggründe für die Partnerwahl:


Gefühl, Sex, Intuition. Sie treffen die Entscheidung aus Vernunftgründen. Indem Sie vielleicht denken: Der Partner hat Eigenschaften, die ich nicht habe und umgekehrt. Wenn wir unsere Möglichkeiten vereinen, werden wir gemeinsam etwas zuwege bringen, was ich allein nie erreichen könnte. Oder: Gefühl, befriedigender Sex aber auch Vernunftgründe sind gleichermaßen an der Auswahl beteiligt.


Vermutlich können Sie wenig Einfluss auf Ihr Gefühl und Ihre Intuition nehmen. Das sollten Sie auch nicht. Denn das sind die ausgleichenden Faktoren zur Vernunft. Sexualität ist der unsicherste Faktor unter den Auswahlkriterien. Denn je stärker die anfängliche Intensität eine Entscheidung bestimmt, um so größer ist die Enttäuschung, wenn Sex zur Routine, Pflicht oder zum manipulativen Instrument wird.

Natürlich kann eine Partnerschaft zeitlich begrenzt sein: Wir bleiben zusammen, solange wir uns verstehen. Wenn wir nicht mehr miteinander können, trennen wir uns eben wieder.

Wie immer Sie entscheiden, das Ergebnis hängt davon ab, welche Rolle Sie sich selbst zuordnen: Machen Sie das Glück der Gemeinsamkeit vom Partner, der Liebe oder Zufälligkeiten abhängig, oder gehen Sie von dem Standpunkt aus: Was bringe ich selbst an Fähigkeiten, Stärken und Schwächen ein, und was darf ich vom anderen erwarten? Denn eines scheint außer Zweifel: Der Sinn einer dauerhaften Partnerschaft besteht darin, dass beide gemeinsam glücklicher sind, als sie es allein wären.

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