11 Juli 2006

Selbstanalyse als Mittel gegen Manipulation

Es gibt immer zwei Möglichkeiten, sein Handeln zu bewerten: Wir tun es selbst nach eigenen Maßstäben, oder wir überlassen es anderen, uns zu kritisieren oder zu loben. Es mag schon sein, dass Kinder erzieherische Richtlinien brauchen, um sich in ihrer Umwelt besser zurechtzufinden.

Aber unser Prinzip der Erziehung ist auf Zwang und Einordnung aufgebaut. Es ist das Prinzip: Wenn du tust, was von dir erwartet wird, wirst du gelobt. Wenn du es nicht tust, folgt die Strafe auf dem Fuß.


Als Kind sind Sie dieser Formel hilflos ausgeliefert. Alle sagen Ihnen, was Sie tun dürfen. Niemand bringt Ihnen bei, es selbst herauszufinden. Wenn Sie sich im Laufe Ihrer Entwicklung nicht aus eigener Kraft aus diesem Prinzip der Erziehung befreien, lernen Sie wahrscheinlich nie, für sich selbst zu denken. Lob und Tadel bleibt Ihr Maßstab, nach dem Sie denken und handeln.

Das Instrument, mit dem andere Sie damit manipulieren, ist der Vergleich in vielfältigen Variationen. Mit Formeln wie diesen sind wir alle tagtäglich konfrontiert:

Wenn deine Wäsche nicht so blütenweiß ist wie die der Nachbarin, die das richtige Waschmittel verwendet, bist du keine gute Hausfrau. Mutti, warum bist du nicht immer so fröhlich wie die Frau im Fernsehen, die so viel Verständnis für ihre Kinder hat?

Millionen gute Menschen spenden für die Leidenden in den Entwicklungsländern, wollen Sie sich ausschließen? Sieh dir doch deinen Kollegen an, wie weit er es mit seiner Frechheit gebracht hat. Und was hast du erreicht?

Oder: Was, Sie haben gestern nicht ferngeschaut? Da haben Sie aber etwas Wichtiges versäumt. Und so weiter und so fort. Lob und Tadel, offen oder raffiniert getarnt, sind das erfolgreiche Rezept, mit dem andere uns ihre Maßstäbe aufdrängen wollen.


Nach der Formel: Kritik bewirkt Schuldgefühle, mit denen die Menschen leichter lenkbar sind. Das gelingt ihnen allerdings nur, wenn wir es zulassen.

Wenn Sie selbst wissen, was Sie glücklich macht, sind Sie Ihr eigener Kritiker. Sie selbst bestimmen, ob Sie falsch oder richtig gehandelt haben. Und um es noch einmal zu wiederholen: Was Sie tun, tun Sie zuerst für sich selbst.


Allerdings nur, wenn Sie sich dafür entschieden haben, dass Ihr eigenes Glück wichtiger ist, als das, was andere über Sie und Ihr Leben denken.

So, wie es aussieht, gibt es keine gerechte Kritik und auch kein gerechtes Lob. Beides sind nur bewährte Instrumente, mit denen andere Sie veranlassen wollen, sich noch mehr anzustrengen, um Ziele zu erreichen, auf die Sie nicht den geringsten Einfluss haben.

Denken Sie daran, ehe Sie sich maßlos über eine Anerkennung freuen, mit der andere Sie für Ihre Leistungen loben.

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