14 Juli 2006

Über Sieger, Gewinner, Karriere machen!

Auch wenn andere nicht müde werden, uns den ewigen Frieden, die Rücksichtnahme auf andere und die selbstlose Nächstenliebe zu predigen, besteht kein Zweifel darüber, dass wir in einer Welt des leistungsorientierten Wettbewerbs leben. Jeder ist sich selbst der Nächste, jeder möchte Sieger sein.

Aber wo es Sieger, Verkäufer und Autoritäten gibt, gibt es auch frustrierte Verlierer, verführte Käufer und unterdrückte Untergebene. Das ist das Gesetz des Wettbewerbs, in dem die einen besser, stärker und reicher sein möchten als die anderen. Wissen Sie, was das bedeutet? Es bedeutet, dass die Sieger, Verkäufer und Autoritäten ihr Leben und ihr Glück von den anderen ganz und gar abhängig machen.

Wer den Sieg über andere braucht, kann deshalb weder frei noch wirklich glücklich sein. Er ist in einen Kreislauf verstrickt, nach Regeln, die nicht er selbst bestimmt, sondern der Zwang, sich immer wieder aufs neue vor der Mitwelt bestätigen zu müssen. Sie werden zugeben: So gesehen, ist jeder Sieger im Grunde genommen der eigentliche Verlierer.


Das Streben nach immer mehr, besser und schneller macht jede Freude am Glück des Augenblicks zunichte. Denn jeder Sieg ist mit zwei Ängsten verbunden:


Der Angst, beim nächsten Schritt nach oben in der Konfrontation mit einem stärkeren Gegner besiegt zu werden.
Der Angst, von einem Verfolger besiegt zu werden, der unsere Niederlage braucht, um seine eigene Tüchtigkeit zu beweisen.


Um Siege dieser Art wird auf allen Kriegsschauplätzen des Lebens gefochten. Im Kampf der Konzerne um Marktführung und Absatz, in dem Mitarbeiter auf der Strecke bleiben, die ihre Leistungsfähigkeit nicht mehr steigern können. In der Schlacht in Betrieben und Verwaltungen um Posten, die Chefs gegen ehrgeizige Untergebene verteidigen.


Im ewigen Kampf der Generationen und Geschlechter gilt das gleiche Prinzip: Die Jungen wollen die Alten verdrängen, um sich zu beweisen. Und wie verbissen Männer ihre Autorität als das starke Geschlecht verteidigen, erleben Frauen alle Tage.


Der Zwang zu siegen, indem wir jeden Sieg verteidigen und immer neue Gegner bezwingen müssen, lässt uns keine Chance für persönliche Freiheit und persönliches Glück. Es sei denn, wir ändern unsere Einstellung zum Siegen und lernen, den Zwang zum Siegen zu besiegen. Die Strategie dafür kennen Sie. Sie lautet: Verzicht.


Verzichten heißt, das Bedürfnis zu besiegen, so sein zu wollen, wie andere es von uns erwarten, und vielmehr nach den Maßstäben zu leben, die wir selbst bestimmen. Dieser Sieg über uns selbst beginnt mit der Entscheidung: Ich lasse alles zu, was mich frei und glücklich macht, und lasse alles los, was meinem Glück im Wege steht. Wer danach lebt, hat sich selbst besiegt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen