30 Juli 2006

Streit schlichten, innere Ruhe finden?

Vermeiden Sie keinen Streit, wenn es Sie von einer Last befreit

Der Streit gehört zu den vielen Tabus des Wohlverhaltens. Wem seine Erzieher lange genug beigebracht haben, zu allen Menschen nett zu sein, niemals anzuecken und auf andere immer mehr Rücksicht zu nehmen als auf sich selbst, der geht einem Streit tunlichst aus dem Weg.


Er frisst Ärger und Frustration in sich hinein, statt sie loszulassen. Die Folge dieser Einstellung ist Selbstverleugnung mit allen ihren Auswirkungen.

Er sagt nicht, was gesagt werden sollte, um anderen gegenüber seinen Standpunkt klarzumachen. Aus Angst, er könnte einen Streit provozieren. Er ist ein leichtes Opfer von Leuten, die durch autoritäres Verhalten erkennen lassen, dass sie keinen Widerspruch dulden.

Seine spontanen Gefühle verkümmern, weil er immer nur die "guten" äußert und die "schlechten" unterdrückt. Und wozu diese ständige Verdrängung führt, wissen wir ja. Machen Sie den Streit bewusst zu einer Strategie der Selbstbehauptung:

I. Um sich vor den Folgen verdrängter Emotionen zu bewahren.

2. Als selbstbewusstes Bekenntnis zu Ihren Gefühlen. Nicht nur zu den "guten", auch zu den "schlechten", die ebenso ein Teil Ihrer Persönlichkeit sind.

3. Um der Mitwelt zu signalisieren: "Ich bin ich und erwarte, dass man mich so respektiert, wie ich bin." Ein Signal an alle, die versuchen, uns zu unserem Nachteil für ihre Zwecke zu manipulieren.


Der Streit ist eine Form des alltäglichen manipulativen Spiels und ein spontaner Befreiungsakt von Frustration. Wenn jemand unseren Zorn erweckt, haben wir immer zwei Möglichkeiten:


Wir unterdrücken das Bedürfnis, uns davon sofort zu befreien. Aus Angst, es könnte unserem Image schaden, ein guter, freundlicher Mensch zu sein, der niemand anderem ein Leid zufügt. Oder wir lassen unserer Emotion freien Lauf und fühlen uns nachher besser, auch wenn jemand anderer vielleicht deshalb auf uns böse ist.


Aber es ist noch immer besser, jemand anderer ist für einige Zeit auf uns böse, als dass der Ärger darüber tagelang an unseren Nerven nagt, dass wir wieder einmal unseren Unmut unterdrückt haben, statt uns Luft zu machen.

Und was die bewusste Strategie des Streitens betrifft: Wenn Sie Ihre Frustration frei herausgelassen haben, fallt es Ihnen ungleich leichter, sich bei einem beleidigten Partner zu entschuldigen, als wenn Sie ihn zum Sündenbock für Ihren Ärger machen, ohne es ihm zu sagen.

Streit ist eine Form der Kommunikation, der Sie nicht aus dem Wege gehen sollten, wenn es keine andere Form der Verständigung mit einem uneinsichtigen Partner gibt. Mit ihm können Sie sich schnell wieder versöhnen. Ihr Unterbewusstsein aber, dem Sie die Belastung der Verdrängung zumuten, vergisst es Ihnen nie.

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