22 Mai 2006

Am besten, Selbstanlyse

oder, wer was mich zur Selbstanalyse trieb.

Bei meiner 25 jährigen Tätigkeit in der Vertriebsabteilung eines großen Versicherungskonzern, ergab es sich zwangsläufig, dass wir in regelmäßigen Abständen zu den sogenannten "Motivations-Seminare" eingeladen wurden. Der Ablauf war immer der gleiche

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Obwohl immer "Einladung" an Herrn.., am Briefkopf vermerkt war, stellte sich bald am Beginn meiner Laufbahn heraus, dass dies nicht wirklich eine "freiwillige Einladung" war, sondern ein sogenannter Pflichttermin. - meist am Wochenende. Da ja engagierte, flexible Mitarbeiter erstens, etwas für Ihre Karriere tun wollen, zweitens das großzügige Angebot des Konzerns nützen müssen, um ihr Wissen zu steigern.


Das große Überthema war sehr oft "Motivation". Leider hat mir nie einer der Vortragenden erklärt um was für eine "Motivation" es ginge. Nämlich um die des Konzern, die Mitarbeiter über interne Seminarleiter zu veranlassen mehr zu verkaufen, oder um wirklich herauszufinden was den Mitarbeiter motiviert.

In groben Zügen hatten diese Veranstaltungen immer die gleichen Abläufe. Zu Beginn die Frage an die Teilnehmer ob sie denn nicht mehr Geld, ein größeres Auto, ein Haus, soziale Sicherheit und "als Angesehen" in der Gesellschaft leben wollten. Das Ergebnis - man Staune - war zu 95% ja - die restlichen 5% wurden als Querulanten abgekanzelt.

Im zweiten Teil wurde nun die Lösung angeboten:
Mehr arbeiten - Mehr Kundenkontakte - Mehr Lebensversicherung verkaufen, Ergebnis: Mehr Geld, mehr Wohlstand, mehr Ansehen.
Eigentlich sehr einfach und - wie gesagt - 95% hat es auch so verstanden.

Als Höhepunkt des Motivationsfestivals, wurde am letzten Tag, weil die Veranstaltung zog sich ja von Freitag mittag bis Sonntag 14 Uhr, wurde eine Sonderprämie für überdurchschnittlich viele und hohe, verkaufte Lebensversicherung angepriesen, sozusagen als Krönung des geopferten Wochenendes.

Als damals junger Spund in der Branche machte mich schon damals die Aussage eines Seminarleiters nach Beendigung des Seminars stutzig:

"Wer jetzt nicht motiviert ist und es nicht kapiert hat, dem ist eh nicht mehr zu helfen und läuft an seinem Glück vorbei."

Keine Frage, dass der Seminarleiter dem Konzernvorstand berichtete, er habe 95% der Teilnehmer, mehr Motivation eingehaucht und die Vertragsabschlüsse würden sicher in die Höhe schnellen.

Das der gute Mann, Menschen nicht motiviert, sondern versucht hat, sie zu manipulieren scheint ihm bis heute nicht klar zu sein. Das Ziel war nie Motivation, sondern mehr Umsatz für den Konzern unter Beigabe eines Zuckerl, das sich wiederum jeder selbst, inklusive seiner Freizeit, und in Form von Vertragsabschlüßen, erkaufen musste.

Dies war einer der Mosaiksteine in meinem Leben, warum ich zur Selbstanalyse kam, um herauszufinden was ich will. Ich will selbst herausfinden was mich motiviert. Daher unterscheide ich heute sehr genau zwischen Motivation von sogenannten Führungskräften oder Selbstmotivation die von mir selbst eingeleitet wurde.

Konzerninterne Seminare sind sehr oft der krampfhafte Versuch, Mitarbeiter zu manipulieren um sie so zu mehr Leistung (Kohle) für das Unternehmen (Aktionäre) zu bringen. An und für sich, legitim, jedoch die Überschrift "Mitarbeitermotivation durch Führungskräfte" haben diese Art von Seminare nie und niemals verdient.





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