01 Oktober 2006

Widerstände der Selbstanalyse, die unserer Selbstentfaltung im Wege stehen.

Wenn Sie verhindern wollen, wie eine Nussschale im Meer des Lebens dahinzutreiben, müssen Sie zwei Dinge tun:

1. Beginnen zu rudern (Das ist die Motivation Selbst etwas zu ändern)

2. Im Besitz einer Karte zu sein, damit Sie wissen wohin Sie rudern. (Das ist die Selbstanalyse, mit deren Hilfe Sie Ihre Lebenskarte zeichnen.)

Hans Wochesländer


Einer der Widerstände in uns Selbst ist:

Wir wälzen die Verantwortung für uns auf andere ab, statt sie Selbst zu tragen.

Kürzlich unterhielt ich mich einige Stunden mit einem jungen Mann, der beschlossen hatte, sich scheiden zu lassen. Ich machte zaghafte Versuche, diesen Schritt noch einmal zur Diskussion zu stellen.


Vergebens, nichts konnte ihn davon abbringen. Dreizehn Monate vorher hatten wir uns bereits einmal unterhalten. Damals teilte er mir mit, dass er eine wundervolle Frau gefunden habe, die Hochzeit sei schon vorbereitet.

Ich versuchte, ihn darauf hinzuweisen, dass für eine Ehe vielleicht auch noch ein paar andere Voraussetzungen gegeben sein sollten. Er sagte nur, darüber sei er sich völlig im klaren. Sein Entschluss war gefällt. Und er war endgültig. Selbstverständlich war er jetzt unglücklich über das Scheitern seiner kurzen Ehe.

Dreizehn Monate hatten ihm jedoch genügt, sich über eines völlig klarzuwerden: Diese vorher so wundervolle Frau war doch nicht die richtige für ihn. Sie verstand ihn nicht. Alle seine Versuche, Probleme gemeinsam aus der Welt zu schaffen, scheiterten an ihrem fehlenden Verständnis.

In etwas mehr als einem Jahr gab er wieder auf, was für ein ganzes Leben konzipiert war. Nur weil ein paar schnelle Versuche des Zusammenlebens nicht gelungen waren. Er jedenfalls hatte damit ein Alibi. Schuld war der andere. Jeder hat dafür Verständnis, wenn ein Architekt, ein Baumeister, ein Mechaniker, eine Schneiderin, eine Ärztin drei, fünf oder zehn Jahre dazu brauchen, um den erwählten Beruf zu lernen.

Über sich selbst einiges zu lernen und diese Lehrzeit über einige Fehlschläge hinweg durchzustehen, dafür nehmen sich die wenigsten Menschen die Zeit: zu lernen, wie man seine tatsächlichen Wünsche erkennt und ein Konzept entwickelt, sie durchzusetzen.

Wie man aus Fehlschlägen Vorteile zieht. Oder wie man eine Entscheidung fällt und alle Kräfte mobilisiert, sie zu verwirklichen.“ Es ist viel bequemer, die Verantwortung von Anfang an anderen in die Schuhe zu schieben. Damit wir später, wenn wir nicht mehr weiterkommen, ein glaubhaftes Alibi für unser Versagen haben.


Auf diese Weise ist es zu einem allgemein beliebten Gesellschaftsspiel geworden, für alles rechtzeitig einen Verantwortlichen zu suchen. Irgendeinen. Nur nicht sich selbst.

Die Ärzte sollen uns helfen, wenn wir jahrelang unsere Gesundheit ruiniert haben. Der Staat wird uns schon auf irgendeine Weise Sicherheit und Wohlstand verschaffen. Möglichst so, dass es uns keine Mühe macht. Selbst den Urlaub lassen wir von einem Reisebüro planen, damit wir keine Probleme damit haben, selbst dafür zu sorgen, was uns wirklich Erholung bringt.

Wir kaufen tausend Dinge, ohne die wir genauso gut leben könnten. Aber wir müssen sie einfach haben, weil andere sie auch besitzen. Wenn wir sie uns nicht leisten können, nehmen wir Kredite auf und machen uns jahrzehntelang von den Geldgebern abhängig. Damit sie uns die Verantwortung für unser unersättliches Wohlstandsbedürfnis abnehmen.

Das ist die einfachste Art, jedem Risiko aus dem Wege zu gehen. Wenigstens für kurze Zeit. Bis wir schließlich nicht mehr Herr unseres eigenen Lebens sind. Wir haben alles, was uns glücklich und unabhängig machen könnte, anderen verpfändet.

Und warum kann es soweit kommen? Weil wir uns nicht dazu entscheiden können, die Verantwortung für alles, was wir wollen und tun, Selbst zu tragen. Allein und bis zur letzten Konsequenz. Diese Erkenntnis wird für jeden selbstverständlich sein, der einsieht, dass nur er Selbst die Lösung für alle seine Probleme finden kann.


Was andere ihm anbieten, ist nur vorübergehender Ersatz, dessen Preis auf lange Sicht in keinem annehmbaren Verhältnis zu dem erwarteten Nutzen steht.

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