10 Oktober 2006

Über Liebe,Treue suche nach Glück

Treue ist der sicherste Weg, sich Selbst zu verleugnen.

Was halten Sie von dieser provokanten Behauptung? Nichts klingt so schön und doch so verlogen, wie die Schwüre von der ewigen Liebe und der ewigen Treue. Treue in der Ehe, Treue zur Firma, Vaterlandstreue, Treue zur Partei.


Heute schwören wir die ewige Treue, aber was ist morgen oder in einem Jahr, wenn alles anders ist? Dann wird jede dritte Ehe geschieden, die Firma entlässt den treuen Mitarbeiter und die Partei kümmert sich zuerst um sich dann erst um unser Wohl.

Wozu ist die Treue gut? Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht? Vorwiegend, so scheint es, ist sie dazu angetan, Menschen unglücklich zu machen. Sie behindert die freie Entscheidung zur Veränderung und bewirkt Schuldgefühle, wenn wir sie brechen.

Wie viele Partner betrügen einander, aber sie gestehen es nicht ein. Sie leben mit Selbstvorwürfen weiter wenigstens so lange, bis der andere sie ertappt und seine Enttäuschung die Beziehung vollends zerstört. Ist es nicht so?

Nicht selten wird die Untreue als Instrument der Erpressung benutzt. Der Ehebrecher verliert sein Gesicht und ist den ständigen Vorwürfen des Opfers ausgesetzt.


Oder der Betrogene sucht darin den Grund für sein eigenes Selbstmitleid. "Ich bin betrogen worden", dieses wehleidige Argument hindert ihn daran, eine Entscheidung zu fällen, wie er selbst sein verletztes Selbstbewusstsein aus eigener Kraft wieder herstellen könnte. Er delegiert alle Schuld an den anderen, statt einzusehen, dass der Treueschwur von gestern nur ganz selten auch heute noch gilt.

Ganz offensichtlich wurde der Begriff der Treue nur deshalb erfunden, um jemanden von sich abhängig zu machen. Autoverkäufer sind daran genauso interessiert wie Waschmittelfirmen oder politische Parteien. Sie wollen, dass wir ihr Produkt einmal kaufen oder wählen und dann immer wieder auch wenn wir erkannt haben, dass es unseren neuen Ansprüchen schon längst nicht mehr genügt. Wenn wir treu sind, vergeben wir die Möglichkeit, Veränderungen mitzugestalten.

Ein Partner, der sich der Treue des anderen absolut sicher ist, hört auf, sich um ihn zu bemühen. Warum sollte er auch? Aber damit verkümmert die Spannung, die für die Entwicklung jeder Beziehung wichtig ist. Diese fehlende Spannung in einer Partnerschaft fördert andererseits die Versuchung zur Untreue.


Ein Mann, den seine Frau durch die versprochene Treue als ihren alleinigen Besitz betrachtet, ist versucht, die fehlende Bestätigung in der Untreue zu finden. Das gleiche gilt natürlich auch für vernachlässigte Frauen.

Wie Sie sehen, kann der Zusammenhang zwischen Treueschwur, Besitzergreifung, Erpressung, beschränkter Entscheidungsfreiheit und verlorener Spannung manche Probleme verursachen, die Ihrem Glück im Wege stehen. Auch wenn Sie über Treue ganz anders denken, sollten Sie doch nicht versäumen, darüber einige Überlegungen anzustellen.

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