09 Oktober 2010

Traumdeutung - Hemmungs- und Verlegenheitsträume

Bei Hemmungsträumen geht es immer darum, etwas nicht vollbringen zu können, weil man zu stark gehemmt ist. Manchmal bestehen ähnliche Hemmungen auch im Wachzustand, oft sind sie im Traum aber so stark codiert, dass man den Bezug zur Realität nicht mehr erkennt. Das gilt insbesondere dann, wenn man die Hemmungen im täglichen Leben nicht wahrhaben will und vor allem die Ursachen für dieses Verhalten verdrängt hat.

In vielen Hemmungsträumen erlebt man Situationen, in denen man wie gelähmt ist. Die körperliche Bewegungslosigkeit steht dann sinnbildlich für die psychische Hemmung. Sie kann den ganzen Körper betreffen, was oft auf ein allgemeines Gefühl der Lebensuntüchtigkeit und Selbstunsicherheit hinweist, das im täglichen Leben zu starken Hemmungen führt. 


Nicht selten sind aber nur einzelne Körperteile (zum Beispiel Arme oder Beine) im Traum gelähmt. Sie stehen dann für Hemmungen in einzelnen Lebensbereichen, die sich aus der symbolischen Bedeutung der betroffenen Körperteile ergeben. (siehe der Traumsymbole)

Manche Hemmungsträume sind Folge einer vorübergehenden Antriebsschwäche, wie sie oft bei depressiven Verstimmungen nach einer bedrückenden Lebenserfahrung auftreten. Dann muss man sich meist keine weiteren Gedanken darüber machen, denn sobald die konkrete Situation überstanden ist, verschwinden auch die Hemmungen wieder.

Kehren Hemmungsträume aber häufig wieder, werden sie vielleicht sogar noch von Angst- und Schuldgefühlen begleitet, spricht das für eine tiefere psychische Störung, der man, wenn nötig im Rahmen einer Psychotherapie auf den Grund gehen sollte.

Auch bei den Verlegenheitsträumen können Angst- und Schuldgefühle als Begleiterscheinungen auftreten. Man gerät in solchen Träumen häufig in eine peinliche Situation, die in unterschiedlichen Bildern dargestellt wird. Man steht zum Beispiel ohne Bekleidung vor fremden Menschen, was darauf hinweist, dass man sich bloßgestellt und entlarvt fühlt.

Die Absichten und Wünsche, in denen man sich im Verlegenheitstraum durchschaut meint, müssen keinesfalls so finster und verwerflich sein, dass man sich ihrer zu schämen hätte. Es sind oft ganz natürliche Bedürfnisse und Ziele, wie sie die meisten Menschen ganz offen zeigen. Deshalb ergibt sich aus derartigen Träumen vor allem die Frage, weshalb man diese Inhalte bei sich selbst nicht zulassen kann, sondern sich ihrer schämt.

Das kann bis weit in die Kindheit zurückreichen, wenn man zum Beispiel durch falsche Erziehung zu strenge Normen und Werte aufgezwungen bekam, die man später trotz besserer Einsicht nicht mehr normalisieren konnte. Daraus kann eine schwerwiegende psychische Störung entstehen, die nur mit fachlicher Hilfe aufzuarbeiten ist.

Andere Verlegenheitsträume spielen Situationen nach, die man wirklich erlebt hat. Dann kann es sein, dass man schon in der Realität verlegen war und das im Traum erneut erlebt, um danach vielleicht darüber hinwegzukommen. Es ist aber auch möglich, dass man tatsächlich überhaupt nicht verlegen war, sondern sich erst im Traum bei der nachträglichen Verarbeitung des Geschehens für das eigene Verhalten schämt.

Das bietet die Möglichkeit, die Situation doch noch zu bereinigen, indem man sich zum Beispiel für unangemessenes Verhalten entschuldigt. Aber auch aus dem, was man im Traum für unangemessen hält, sind zum Teil wichtige Rückschlüsse auf die Persönlichkeit möglich, denn objektiv kann das Verhalten unter Umständen durchaus angemessen gewesen sein.

Mit Verlegenheitsträumen sollte man immer arbeiten, gleichgültig aus welchen Ursachen sie entstanden sind. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können viel zur Reifung der Persönlichkeit beitragen.

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