16 November 2006

Positiv denken, was bedeutet Optimismus

Optimistisch zu sein, bedeutet, das „Optimum“ aus einer Situation herauszuholen. Optimismus heißt also nicht, blind zu glauben:

„Das wird schon gut gehen“, und es ist auch kein Handeln nach der Devise „Augen zu und durch!“. Optimismus bedeutet, das Ganze zu sehen, und ist nicht allein das Gegenteil vom Pessimismus, wie so oft behauptet wird.

Nehmen wir das berühmte Beispiel von dem Glas Wasser, das zur Hälfte gefüllt ist: „Der Pessimist sieht das Glas als halb leer, der Optimist sieht das Glas als halb voll an“, lautet die landläufige Meinung und damit das große Missverständnis über Optimismus.

Dem Optimisten reicht es nicht aus, sich nur darüber zu freuen, dass da noch die Hälfte da ist. Der Optimist sieht stets das Ganze. Nur dieses kann ihn beruhigen. Sich also mit einem Mangel zufrieden zu geben, „ein halbes Glas Wasser“, das ist kein Optimismus.

Der wahre Optimist ist glücklich, dass da überhaupt ein Glas und Wasser existieren, dass das Wasser nicht im Boden versickert. Das ist wahrer Optimismus.

Das Glas Wasser ist unser Körper, der für den Religiösen zugleich auch „der Gral des Herrn“ ist. Mit unserem Körper erfahren wir Freude, und wir erfahren mit ihm Leid. Der Optimist ist jetzt nicht jemand, der behauptet, es gäbe kein Leid aufgrund unserer Körperlichkeit, sondern jemand, der akzeptiert, dass er überhaupt das Privileg hat, Leben in einem lernenden Körper zu erfahren.

Der Optimist nimmt also die Freude wie das Leid „positiv“, d.h. als „das, was es ist“. Leiden bietet ihm eine Chance, zu lernen, zu wachsen und zu reifen. Freude bietet ihm die Chance, das Leben zu feiern.

Optimistisch zu sein, ist ein Privileg des Menschen. Tiere können nicht optimistisch in unserem Sinne sein. Sie sind in ihrem Umgang mit der Natur und mit sich Selbst dem Kreatürlichen unterworfen.


Sie suchen die Freude und meiden den Schmerz. Zwar lernen auch sie durch den Schmerz, z. B. gefährliche Situationen zu vermeiden, aber sie sind nach allem, was wir wissen, nicht in der Lage, Schmerz wie Freude gleichermaßen zu verwandeln.

Der Mensch jedoch sehr wohl: Er kann sich distanzieren und assoziieren; und das Instrument, mit dessen Hilfe er dies vermag, ist sein Bewusstsein.

Allein die Gabe zu haben, das, was wir erleben, bewusst mitzugestalten und zu erhöhen, erhebt uns über das Kreatürliche. Wir dürfen uns jedoch nicht dazu verleiten lassen, unsere Natürlichkeit zu verlassen und zu entarten.


Wir bleiben immer noch kreatürlich: Mit dem einen „Bein“ sind wir in der Natur verankert, wir essen, trinken, pflanzen uns fort, leben in dieser Welt, mit dem anderen „Bein“ stehen wir jenseits der Zeit, in unserem Bewusstsein.

Optimistisch zu sein, bedeutet auch hier, das Leben zu feiern, wie es ist, und in der völligen Annahme des Lebens sowie zugleich eigenes Bewusstsein einzubringen. Dies meint die Bibel mit dem Wort „und füllet die Erde und machet sie euch untertan“: Seid ein weiser Verwalter des eigenen geistigen Erbes! Sie sagt damit nicht, dass wir uns selbst entmenschlichen, andere unterdrücken, die Umwelt zerstören, dekadent und süchtig werden sollen.

Optimistisch zu sein, bedeutet hier, um das Grundlegende zu wissen, das in uns ist, und einfach dadurch dem Leben positiv gegenüberzustehen.

Nur wenn wir Optimismus als Liebe zum Leben, Liebe zur Körperlichkeit und Liebe zu den Umständen, wie wir sie vorfinden, akzeptieren, kann der Optimismus seiner eigentlichen Aufgabe gerecht werden:


Das wir aufgrund einer lebensbejahenden Einstellung die Kraft haben, das Optimum aus der aktuellen Situation herauszuholen, indem wir uns aktiv mit den Problemen und Aufgaben des Lebens auseinander setzen, einen Sinn in momentanen Schwierigkeiten und Möglichkeiten voraussetzen, ihn erkennen und uns von ihm motivieren, tragen und beflügeln lassen.

Optimismus zeigt sich in dem Sinne auch als das befreiende „Ja“, das die kreativen Gehirnareale aktiviert und es dadurch ermöglicht, die positiven Aspekte einer Situation zu nutzen. Wir alle kennen ja den „Tunnelblick“, wenn wir uns beengt fühlen, nichts scheint mehr zu funktionieren.

Optimismus öffnet wieder das Spektrum der Wahrnehmung, wir atmen einmal tief durch, lehnen uns zurück, unser Gehirn wird positiv durchflutet, und unsere kreativen Ressourcen werden mobilisiert. Man findet die eigene Existenz und die Welt grundsätzlich wunderschön trotz allem, und glaubt, dass es sich lohnt, zu leben.

Auch dort, wo wir scheinbar nichts tun können, erweist sich richtig verstandener Optimismus als hilfreich. Es gibt viele Studien, welche aufzeigen, dass zwischen Optimismus und Gesundheit ein unmittelbarer Zusammenhang besteht.


In mehreren repräsentativen Untersuchungen von Patienten, denen eine schwere Operation bevorstand, konnte nachgewiesen werden, dass eine optimistische Haltung die Regeneration nach der Operation und das Lebensgefühl in späteren Jahren positiv beeinflusste. Optimisten achten erfahrungsgemäß auch mehr auf ihre Gesundheit und vermeiden krank machende Verhaltensweisen wie z. B. Drogen, sowie übermäßigen Alkohol und Nikotinkonsum.


Das günstigste Signal suchen

An dieser Stelle sei eine Formel für den Optimismus genannt wann immer Sie in einer schwierigen Situation sind, versuchen Sie, die Ruhe zu bewahren, und fragen Sie sich:

„Was will mir das Leben, der andere bzw. der Umstand hiermit günstigstenfalls signalisieren?“


Das ist eine Ausgangsbasis dafür, jede Situation, -egal, wie erfreulich oder unerfreulich-, zu Ihrem Optimum nutzen zu können.

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