23 November 2006

Chancen und Gefahren des Positiv Denken

Defensiver Pessimismus gegen enttäuschte Erwartungen

Nicht nur der Optimismus hat seine Berechtigung, sondern auch der „defensive Pessimismus“. Der Begriff wurde von S. M. Spencer geprägt.


Die Idee des defensiven Pessimismus ist die, eine realistische Zukunftsperspektive zu entwickeln, in der das Bestmögliche zwar erhofft, das Schlimmstmögliche aber bewusst einkalkuliert wird, also genau das, was der Buchhalter in seiner „Worst-Case-Kalkulation“ macht.

Beim defensiven Pessimismus ist es wichtig, dass man sich stets auf die Zukunftserwartungen konzentrieren, nie aber starr an der Vergangenheit oder Gegenwart anklammern, sollte. Schließlich gebietet die Positivität ja, das, was ist, und das, was war, zu akzeptieren.

Defensiver Pessimismus ist auch kein bohrendes, selbstzerostörerisches und verzweifelndes Negativdenken, sondern das notwendige Regulativ zu Blauäugigkeit und eingebildeter Grandiosität. Er hilft, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben.

Hierfür ein scheinbar banales, aber realistisches Beispiel aus der Praxis: Eine Ladeninhabern hat seit zwei Monaten die Miete nicht bezahlen können, da ihr Geschäft ihr nahezu keinen Gewinn brachte.


Sie glaubt, da sie positiv denke, würde sich ihr Problem irgendwie von selbst lösen. Dies aber ist ein falsch verstandenes, „Erwartungs- und Wunschdenken“, das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit in einer noch böseren Überraschung enden wird.

Defensiver Pessimismus bedeutet, dieser Frau zu vermitteln: „Wenn du so weitermachst, sitzt du in zwei Monaten auf der Straße!“ Das Positive an diesem Eingeständnis, wenn man so will, wäre nun, dass diese Frau selbst noch in diesem relativ späten Stadium Gegenmaßnahmen einleitet, beispielsweise den Laden zu verkaufen und sich erst einmal um einen anderen Job zu bewerben.

Hier setzt auch die berechtigte Kritik „des Positiven Denkens“ ein. Positiv denken heißt nicht, den Kopf in den Sand zu stecken und sich der Realität zu verschließen, in der Hoffnung durch Suggestionssätze wie „Ich schaffe es“ oder „ich werde reich und erfolgreich“ an ein Wunder zu glauben.


Dieser „Selbstbotschaft müssen auch immer der Realität angepasste Taten folgen. Positives Denken ohne entsprechendes handeln ist nutzlos und kann im schlimmsten Fall das Gegenteil bewirken, indem man zur Untätigkeit erstarrt und seine derzeitige triste Situation weiter verschlimmert.

Info: Lesen Sie dazu unser Kapitel: Bringen Sie die kleinen Dinge in Ordnung, dann verwirklichen sich die großen Träume ganz von Selbst

Indem der defensive Pessimismus mehr oder weniger frühzeitig auf Gefahren hinweist, können im Idealfall bereits im Vorfeld Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. So kann man Enttäuschungen und Zusammenbrüche vermeiden.

Wichtig beim defensiven Pessimismus ist es, eher spielerisch damit umzugehen und nicht in der Angst stehen zu bleiben. Er soll immer zu einer Frage führen, die etwa wie folgt lautet: 0. k., will ich die Wirkung, die gerade auf mich zurollt?


Wenn nein, was müsste ich tun, um die Wirkung abzuwenden? Ich sollte bei einer negativen Vorstellung allerdings nicht länger verweilen als nötig. Viel sinnvoller ist es, die negative Vorstellung dann umzulenken, indem ich meine Aufmerksamkeit auf ein realistisches positives Ziel lenke.

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