01 Februar 2007

Traumdeutung - Träume als Quelle der Kreativität

Kreativität ist heute ein wenig zum modischen Schlagwort geworden, das allzu oft nur noch als leere Worthülse gebraucht wird. Diese Abwertung ist bedauerlich, denn die Fähigkeit zum eigenständigen schöpferischen Denken gehört zu den wichtigsten Eigenschaften des Menschen.

Zwar kann Kreativität auch spielerisch sein, aber sie trägt oft ganz praktisch mit zur Lösung von Problemen bei, die durch das nüchterne Denken allein nicht bewältigt werden können.

Kinder sind noch spontan kreativ, was sich daraus erklärt, dass ihr Weltbild noch nicht durch starre Denkgewohnheiten, Vorstellungen und Überzeugungen eingeengt wird. Später, wenn sie durch Erziehung, Bildung und Nachahmung erst einmal alles übernommen haben, was für die (meisten) Erwachsenen selbstverständlich ist, leidet ihre Kreativität häufig erheblich darunter.

Nach Untersuchungen in den USA gibt es unter den kreativen Menschen überdurchschnittlich viele, die in ihrer Kindheit vernachlässigt wurden oder sogar in asozialen Verhältnissen aufwuchsen; das verhindert offensichtlich eine zu starke Anpassung an starre Normen. Außerdem zwingt es überdies zur Kreativität, um unter diesen ungünstigen Verhältnissen zu überleben.

Träume weisen alle Hauptmerkmale der Kreativität auf. Sie passen sich nicht den üblichen Denkgewohnheiten an (Non- Konformismus), sondern lassen auch erhebliche Abweichungen zu, setzen Objekte und Sachverhalte in neue Beziehungen zueinander (Originalität) und verwenden alltägliche Dinge auf andere, ungewöhnliche Art (Flexibilität).

Aus der Kreativität der Traumarbeit ergibt sich die Frage, ob Träume nicht eine Art „Kreativitätstraining“ darstellen, das uns befähigen kann, den Alltag besser zu meistern. Dafür sprechen zum Beispiel die kreativen, originellen, teilweise durchaus realistischen Lösungen, die in Träumen für Probleme und Konflikte angeboten werden. Mit Sicherheit konnte ein solcher Trainingseffekt aber noch nicht nachgewiesen werden.

Aus der regelmäßigen Beschäftigung mit Träumen kann man jedenfalls als Nebenwirkung eine Steigerung der Kreativität erwarten. Die Traumdeutung verlangt geradezu danach, vom starren Denken abzuweichen, denn sonst fällt es viel schwerer, die verschlüsselten Traumaussagen zu verstehen. Neben der unmittelbaren Lebenshilfe, die Träume bieten können, gehört auch diese Anregung des schöpferischen Denkens zu den erwünschten Folgen der Traumdeutung.

Darüber hinaus scheinen Träume auch noch eine Rolle bei Lernprozessen zu spielen, was ebenfalls mit der Kreativität in Beziehung steht. Es gibt Theorien, nach denen eine Funktion der Träume im „Einschleifen“ von Erfahrungen und Lerninhalten des vergangenen Tags in das Langzeitgedächtnis und in der Anpassung der „ Programme“ des Gehirns an neue Verhältnisse bestehen soll.

Dafür spricht zum Beispiel die Tatsache, dass Säuglinge und Kleinkinder, die noch ungleich mehr als Erwachsene zu lernen haben, so lange träumen. Aber auch diese Vorstellung konnte noch nicht endgültig bewiesen werden.

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