01 Februar 2007

Traumdeutung - Ausleben vernachlässigter Möglichkeiten

Das Leben bietet jedem Menschen eine Fülle von Möglichkeiten, sich im Einklang mit seiner Persönlichkeit, seinen Anlagen, Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnissen zu verwirklichen.

Niemand kann diese Fülle je ganz ausschöpfen. Man muss Prioritäten setzen und viele Möglichkeiten vernachlässigen, sonst verzettelt man sich. Wenn das in der richtigen Weise geschieht, leidet man nicht unter den Beschränkungen, sondern kann trotzdem ein erfülltes, befriedigendes Leben führen.

Neben dem Zwang zur Konzentration auf das, was persönlich wichtig erscheint, unterliegen wir aber noch einer Vielzahl anderer Einflüsse, die uns in der Selbstverwirklichung einschränken. Das beginnt meist schon in der frühen Kindheit durch die Erziehung, die oft von den Erwartungen der Eltern an das Kind, aber zu wenig von dessen individuellen Bedürfnissen geprägt wird.

Dabei verkümmern die ersten Chancen zur freien Verwirklichung, die später nur schwer wieder geschaffen werden können, denn die Einflüsse dieser ersten Jahre bestimmen das ganze weitere Leben mit.

Später gehen dann viele weitere Möglichkeiten im Alltag unter, in dem die alltäglichen Notwendigkeiten im Vordergrund stehen. Stress, Routine und eingeschliffene Gewohnheiten kommen hinzu, die im Lauf der Zeit immer mehr den Blick für all das verstellen, was das Leben sonst noch zu bieten hat.

Das führt häufig zur inneren Leere und chronischen Unzufriedenheit, deren Ursachen aber oft verdrängt werden, weil man nicht mehr genug Mut und Energie aufbringt, etwas zu ändern.

Ähnlich wie bei den Wünschen und Bedürfnissen können die Träume auch in dieser Situation in mehrfacher Hinsicht nützlich sein:

Eine der wichtigsten Funktionen der Träume besteht sicherlich darin, überhaupt wieder auf die vernachlässigten eigenen Möglichkeiten aufmerksam zu machen, die man bewusst oft nicht mehr wahrnimmt.

Wenn man solche offenen oder verschlüsselten Hinweise richtig versteht, dann enthalten sie einen starken Aufforderungscharakter, der häufig noch dadurch unterstrichen wird, dass sich die Träume in ähnlicher Form wiederholen. Das Unbewusste protestiert damit gleichsam gegen die übermäßige Einschränkung der Lebensmöglichkeiten.


Außerdem können viele Träume Denkanstöße, Anregungen und Beispiele dafür geben, wie man zukünftig aus der Beschränkung des Alltags ausbrechen kann. Sie mögen manchmal verrückt erscheinen, aber trotzdem sollte man sie nicht einfach beiseite schieben.

Gerade die strenge Vernunft und Zweckmäßigkeit, der viele Menschen im Leben zu folgen suchen, beschneiden das „Abenteuer des Lebens“ übermäßig, reduzieren es weitgehend auf die bloße Ausführung von Funktionen. Wenigstens ab und zu sollte man sich deshalb ein wenig Unvernunft leisten, die das Leben bereichert.

Nicht zuletzt haben die Träume noch die Aufgabe, als eine Art Ventil den inneren Druck abzulassen, der durch die Einschränkung der Lebensmöglichkeiten aufgebaut wird. Da nie alle Möglichkeiten genutzt werden können, bieten die Träume die Gelegenheit, ohne Angst vor der Missbilligung anderer das auszuleben, auf das man im Wachzustand verzichten muss.


Das entspricht der Scheinbefriedigung von Bedürfnissen, reduziert also die inneren Spannungen.

Auch das Erkennen und Ausleben der im Alltag vernachlässigten Möglichkeiten gehört zur Psychohygiene, die für innere Ausgeglichenheit und seelische Stabilität sorgt. Verbessern kann man diese Wirkung noch, wenn man eine der modernen Körperpsychotherapien erlernt.


Vor allem die Bioenergetik nach Alexander Lowen verfolgt unter anderem das Ziel, dem Menschen wieder die Fülle seiner Lebensmöglichkeiten zu erschließen. Durch die Traumanalyse werden dazu die individuell richtigen Wege aufgezeigt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen