16 Februar 2007

Alle Energie kommt aus der Spannung zwischen einem Wunsch und seiner Erfüllung

Der Traum vom wunschlosen Glück verleitet manche Menschen dazu, den Risiken und der Spannung im Leben auszuweichen. Sie verleugnen das Unglück, weil sie krampfhaft auf die Vorstellung fixiert sind, das Leben sei erst schön, wenn sie immer nur glücklich wären. Dabei gibt es kein Glück ohne Unglück und keinen Erfolg ohne Niederlage.

Es ist die Spannung zwischen Wunsch und Erfüllung, die uns weiterbringt. Wenn Sie wunschlos glücklich wären und heute schon mit absoluter Sicherheit wüssten, was morgen passiert, wenn Sie eine Sache in Angriff nähmen und Sie wüssten immer schon im voraus, dass sie Ihnen gelingt, wo bliebe da der Reiz des Lebens?

Wunschlos glücklich zu sein, hieße das Ende der Neugier, es gäbe in uns keinen Impuls mehr, alle unsere Kräfte und Fähigkeiten einzusetzen, um uns einen Wunsch zu erfüllen. Denn weder der Wunsch noch seine Erfüllung machen das Lehen aus, sondern das Auf und Ab auf dem Weg dorthin.

Erst dieser Leidensweg und seine Bewältigung machen die Freude aus, die unser Herz höher schlagen lässt, wenn wir es wieder einmal geschafft haben. Das ist es schließlich auch, was das Glück ausmacht.


Alles das sollte uns veranlassen, das Unglück und die Spannung, die Niederlage und das Leiden genauso anzunehmen wie das Glück. Wir brauchen beide, denn nur die Spannung zwischen Wunsch und Erfüllung schafft in uns den Impuls zum Handeln.

Erst die Gefahr mobilisiert unsere Kräfte, die notwendig sind, um ihr zu entrinnen. Wenn Sie krank sind und Sie sind nicht entschlossen, wieder gesund zu werden, verkümmert die Kraft, die Sie wieder gesund macht.


Der Startschlüssel, der den Motor zum Überleben anwirft, ist die Entscheidung: "Ich werde wieder gesund." Dieser Schlüssel ist nicht der Arzt, der Sie operiert, oder das Medikament, das er Ihnen verschreibt, es ist Ihre Entscheidung, für die niemand anderer verantwortlich ist als Sie selbst.


"Wir sind so, wie wir denken", erinnern Sie sich an diesen Hinweis? Wenn Sie denken: "Ich bin unheilbar krank, und niemand kann mir helfen", ist es so, als würden Sie den Motor abstellen, der Sie zum Weiterleben motiviert.

Wenn Sie wunschlos glücklich wären, gäbe es auch keinen Wunsch mehr, den Sie sich erfüllen wollten. Keinen Impuls, etwas zu verändern. Keine Spannung und keinen Höhepunkt. Es wäre, als hätten Sie den Strom abgeschaltet, der Licht und Wärme in Ihr Leben bringt.


Heißt das, Sie sollten den Traum vom wunschlosen Glück nicht mehr träumen? Natürlich sollten Sie das nicht. Träumen Sie ihn und hören Sie nie auf, ihn zu träumen. Aber seien Sie sich klar darüber, dass er sich vielleicht niemals oder ganz anders erfüllt, als Sie es sich erträumten. Benutzen Sie ihn als Motor, der Sie vorantreibt von Wunsch zu Wunsch.

Aber hüten Sie sich davor zu resignieren. Und wenn Sie tatsächlich manchmal Augenblicke des wunschlosen Glücks erleben: Wachen Sie am nächsten Morgen mit einem neuen Wunsch auf, den Sie sich erfüllen möchten.

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