06 März 2007

Traumdeutung - Allegorien

Sprache der Träume

Die Allegorien sind eine Kunstform der Sprache, die man auch oft in der Dichtung findet. Das griechische Wort bedeutet übersetzt Gleichnis oder Sinnbild. Es zeigt an, dass ein ganz abstrakter Begriff in einem sehr anschaulichen Bild versinnbildlicht wurde.

Es gibt zahlreiche solcher Allegorien, die in den Träumen häufig auftauchen. So ist zum Beispiel das Gerippe eine Allegorie des Todes, eine Frau mit verbundenen Augen Sinnbild des Rechts und der Gerechtigkeit.


Im Gegensatz zu den Symbolen sind die Allegorien niemals doppeldeutig, sondern versinnbildlichen immer nur einen abstrakten Begriff.

Oft werden den allegorischen Bildern noch Attribute (Merkmale) beigefügt, die den Sinn untermalen. Das Gerippe als Allegorie des Todes trägt zum Beispiel noch das Stundenglas und eine Sense. Die Justitia trägt als Attribut eine Waage, die für ausgleichende Gerechtigkeit steht. So werden die Allegorien eindeutiger.

Manche Attribute können sich auch verselbständigen, wenn ihr Sinngehalt stark genug ist und sind dann meist nicht mehr eindeutig gegen die Symbole abzugrenzen. Die Waage kann zum Beispiel auch allein die Gerechtigkeit symbolisieren, ein Füllhorn der Fortuna auch für sich allein schon Glück bedeuten.

Es fallt im allgemeinen nicht schwer, solche Allegorien und Attribute in den Träumen zu erkennen, weil sie auch im täglichen Leben gebräuchlich sind.


Archetypen

Mit den Archetypen erweiterte der Schweizer Freud-Schüler und Kritiker C. G. Jung die Traumanalyse vom individuellen in den allgemein menschlichen Bereich. Diese Urbilder (Ursymbole) findet man nicht nur in den Träumen, sondern auch in den Märchen, Sagen, Mythen, Religionen und in der Kunst, und zwar unabhängig vom Kulturkreis, von der Rasse, Nationalität oder vom Geschlecht.

Sie entstanden in der Frühzeit der Menschheitsgeschichte auf Grund der damaligen Erfahrungen, Eindrücke und Vorstellungen. Die Ursymbole haben ihren Sinn bis heute nahezu unverändert bewahrt. Voraussichtlich werden sie auch viele Generationen nach uns noch im gleichen Sinn wie heute verwendet.

Wie die Weitergabe der Archetypen über die Jahrtausende hinweg erfolgte, kann heute noch nicht erklärt werden. Die überlieferten Mythen der Menschheit mögen dabei eine Rolle spielen.


Manche Traumforscher diskutieren aber auch die Frage, ob eine Weitergabe über die Erbanlagen ( Gene) möglich ist, das Wissen um die Bedeutung der Archetypen also zur genetischen „Grundausstattung“ der Menschen gehört. Beweise hierfür gibt es bisher aber nicht.

Fest steht jedoch, dass die Ursymbole aus dem kollektiven Unbewussten stammen, das Jung als überpersönlichen Bereich der Seele neben das von Freud entdeckte individuelle Unbewusste stellte.


Hier fließen die menschlichen Entwicklungen seit grauer Vorzeit zusammen, die ebenfalls über die Jahrtausende hinweg weitergegeben werden.

Archetypen sind nicht geheimnisvoll, wir kennen sie alle aus dem Alltag und verbinden alle bestimmte Vorstellungen damit.


Zu den typischen Ursymbolen gehören zum Beispiel Vater und Mutter mit den verschiedenen Formen (wie Stiefmutter, Schwiegermutter, Großvater und andere), die bestimmte Vorstellungen und Erwartungen an das Rollenverhalten wecken.

Auch das Kreuz der christlichen Religionen ist ein Archetypus, den man schon in heidnischer Vorzeit als Symbol kannte. Aus dem asiatischen Raum stammt das Urbild des Mandalas, eine symbolische Zeichnung, die Kreis und Quadrat als Gegensätze in sich vereint und sehr unterschiedlich ausgeschmückt wird.

Das Mandala symbolisiert die Selbstwerdung des Menschen. Es wird in asiatischen Meditationsübungen, die dieser Selbstwerdung dienen, auch als Hilfe zur tiefen Versenkung verwendet. Schließlich sei noch der uralte Archetypus Uroboros genannt, eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt.


Sie versinnbildlicht das Urchaos, in dem sich das Bewusstsein erst noch entwickeln musste. Uroboros vereint in sich alle Widersprüche, die am Anfang der menschlichen Entwicklung vorhanden sind.

Archetypen in den Träumen sind oft besonders aussagefähig, weil sie aus den Tiefen der Psyche stammen und urmenschliche Erfahrungen zum Ausdruck bringen, die auch im Rahmen einer langen Psychoanalyse oft nur schwer an die Oberfläche des Bewusstseins zu heben sind.

Vielleicht erklären sich aus den Archetypen auch manche Vorahnungen in Träumen, die später erstaunlich genau in Erfüllung gingen. Spekulativ könnte man annehmen, dass wir über das kollektive Unbewusste in Bereiche eintreten können, die jenseits unserer dreidimensionalen Alltagswelt liegen.

Dafür könnte man sogar einige Theorien der modernen Mathematik und Physik anführen. Aber man entfernt sich damit von der wissenschaftlich fundierten Traumdeutung in Richtung Esoterik.


Wer das nicht von vornherein ausschließt, gelangt durch die Deutung der Archetypen vielleicht zu überraschenden, erschütternden Einsichten und Erfahrungen. Das Lexikon wird eine Reihe häufiger Archetypen genauer erklären.

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